- ein Auslaufmodell? >> Bericht im Pfarrbrief Sommer 2023 <<
Diese provokante Frage stellt sich allen Kirchenmusiker*innen, die in der Hauptsache mit dem Instrument Pfeifenorgel arbeiten.
Die Orgel wird seit Jahrhunderten zu dem idealen Instrument für die musikalische Gestaltung von Gottesdiensten gewählt, weil sie in der Vielfalt ihrer Ausdrucksmöglichkeiten und der Klangpracht als die “Königin der Instrumente” gilt und damit besonders geeignet ist, Musik zur Ehre Gottes erklingen zu lassen.
So wie in der Architektur für die Kirchen die bestmöglichen und langlebigsten Baumaterialien gesucht wurden und die jeweils in ihrer Zeit schönste Anmutung der Bauweise, wurden in der Kunst Gemälde, Skulpturen und andere Ausstattungsgegenstände für die Kirche von den besten Künstlern ihrer Zeit aus den hochwertigsten Materialien gestaltet, um Gott zu ehren. Auch für den Bau der Orgeln wurden die besten Orgelbaumeister ihrer Zeit gesucht, um die Kirchen mit den hochwertigsten Instrumenten auszustatten.
Auf der Seite der ausübenden Musiker und Komponisten galt natürlich eine vergleichbare Herangehensweise: so haben alle berühmten Komponisten der vergangenen Jahrhunderte Meisterwerke für die Kirchenmusik erstellt.
Meiner Meinung nach gilt es diesen großen Schatz an musikalischen Kunstwerken auch vergangener Epochen immer wieder neu zu heben und in unserer liturgischen Kirchenmusik anzubieten, in Konzerten vorzustellen und zu erklären und zu versuchen das Empfinden für die Seele dieser Musik zu wecken.
In den beiden letzten Jahren habe ich versucht durch die Einrichtung einer Konzertreihe mit dem Titel „Geistliche Abendmusik“ Raum zu schaffen für Menschen, die sich in unserer schnelllebigen und manchmal hektischen Zeit nach Besinnung und Ruhe sehnen und die Ausgewogenheit zwischen dem Hören der klassischen Kirchenmusik und dem Nachdenken über die dazu gehörenden geistlichen Inhalte als wohltuend erleben.
Ich möchte der modernen Musik aus unserer Zeit und auf unseren heutigen modernen Instrumenten diese Fähigkeit gar nicht absprechen, aber so verschieden wie die Stilrichtungen sind, so unterschiedlich empfinden Menschen Musik. Eine Übertragung von moderner Musik, insbesondere aus dem Pop- und Unterhaltungsmusikbereich auf die Pfeifenorgel halte ich nur in sehr begrenztem Maße für möglich, da die Orgel für diese Art von Musik nicht gebaut wurde und es heute moderne Instrumente wie E-Piano, E-Bass, Schlagzeug usw. gibt, auf der sich diese Art der Musik viel besser darstellen lässt. Ob diese Musik dem Anspruch in der Kirche der Ehre Gottes zu dienen standhält, muss in jedem Einzelfall beantwortet werden.
Der wachsende Zuspruch zu unserer Konzertreihe „Geistliche Abendmusik“ gibt mir den Mut weiter an diesen Inhalten zu arbeiten, zumal wir in unseren schönen Kirchen Instrumente zur Verfügung haben, auf denen sich hervorragend Musik der Barockzeit, Klassik und Romantik darstellen lässt.
Die elsässische Muhleisen-Orgel in St. Laurentius in Quadrath bietet die Möglichkeit durch ihre französische Klangfarbenauswahl Musik von Komponisten aus unserem Nachbarland adäquat vorzustellen. Die barocke Disposition der Mönch-Orgel in St. Michael in Ahe eignet sich besonders für die Darstellung der Musik um die Zeit von Johann Sebastian Bach. Die Seifert-Orgel in Heilig Kreuz in Ichendorf bietet durch ihre deutsch-romantische Disposition und ihren elektrischen Spieltisch mit vielen Möglichkeiten der Voreinstellung von Registrierungen die Möglichkeit Orgelmusik besonders aus jener Epoche zu spielen. Alle Instrumente eignen sich zur Begleitung von Chören, Gesangs- und Instrumental-Solisten.
In der österlichen Bußzeit konnten wir wieder hervorragende Gesangs- und Instrumental-Solisten nach Bergheim-Süd einladen, die unsere geistlichen Abendmusiken sehr bereichert haben.
Für die zweite Jahreshälfte sind weitere geistliche Abendmusiken angedacht, aber auch eine Orgelführung und ein Konzert mit unserem Chor „Nova Cantica, Bergheim-Süd“, mit Orgel und einem Streicherensemble.
Mit all diesen Aktivitäten möchte ich die provokante Eingangsfrage verneinen und zeigen, dass auch heute die klassische Kirchenmusik zur Ehre Gottes und zur Freude für die Menschen ihre Berechtigung hat.
Wenn Sie zeitnah über unsere musikalischen Aktivitäten informiert werden möchten können Sie sich in unsere E-Mail-Liste eintragen lassen und erhalten dann zeitnah und unverbindlich die Daten für unsere Veranstaltungen. Schicken Sie dazu bitte eine kurze E-Mail mit dem Betreff: “Eintrag in die Kirchenmusik-E-Mail-Liste” an thomas.dieker@erzbistum-koeln.de.
Es grüßt sie herzlich Ihr Kirchenmusiker,
Thomas Dieker